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10 Lerntypen unterscheiden – welcher passt zu mir?

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Artikel aktualisiert am 20.07.2023

Lernen ist ein komplexer individueller Prozess. Jeder von uns lernt auf seine Weise.

Dein Lernprozess wird durch dein Wahrnehmungsvermögen und den bewussten Einsatz der Sinneskanäle gesteuert.

Für einen guten stabilen Lernerfolg ist es dabei besonders wichtig, die eigenen lernspezifisichen Präferenzen zu kennen.

Es gilt zu erkennen, welche Vorlieben die Informationsaufnahme erleichtern.

In diesem Beitrag erhältst du detaillierte Einsicht in die verschiedenen Lerntypen.

Du wirst lernen, sie zu identifizieren und dir selbst zuzuordnen.

Neben heoretischem Wissen, bekommst du reichlich praktische Vorschläge, um deine Ressourcen bestmöglich zu nutzen.

Lass uns also gemeinsam herausfinden, wie du am besten lernen kannst!

Lerntypen - ein Überblick
Lerntypen – ein Überblick

Welches sind die Hauptlerntypen?

Teilen wir die Lerntypen nach Vester ein, so gibt es

[…] 4 oder 5 große Lernergruppen an Menschen, den visuellen Sehtyp, den auditiven Hörtyp, den haptischen Fühltyp, […] den verbalen Typ und den Gesprächstyp. […] die wichtigsten Lerntypen […]

[…] schon wenige Faktoren ergeben […] eine große Anzahl an Kombinationsmöglichkeiten.

Vester, S. 127

In ihrer Reinform existieren diese in der Umsetzung jedoch nicht. Wir lernen nicht erfolgreich, indem wir lediglich einen Sinneskanal nutzen.

Wie viele Lerntypen gibt es aber wirklich?

Wir nehmen über verschiedene Kanäle und in verschiedenen Konstellationen Informationen auf, verarbeiten und speichern diese ab.

Beachte: Die Bandbreite ist groß und du wirst dich mehreren Typen zuordnen können.

  • audiitv
  • visuell
  • haptisch
  • intellektuell
  • kinästetisch
  • audiomatisch
  • kommunikativ
  • personenzentriert
  • medienorientiert
  • logokognitiv

1. Der visuelle Lerntyp: Besser alles im Blick haben

Du lernst am besten über den Wahrnehmungskanal Sehen.

Informationen, die mit Bildmaterial verknüpft sind, kannst du dir gut aneignen. Dabei ist es unerheblich, ob du das Bildmaterial selbst erstellst oder präsentiert bekommst.

Du kannst dich gut erinnern, wo etwas geschrieben steht. Lernst du also eine Liste von Wörtern auswendig, weißt du genau, an welcher Stelle der Liste dieses Wort steht.

Deine Lernumgebung sollte gut strukturiert sein.

2. Der auditive Lerntyp: Du hörst am liebsten zu

Du nutzst bevorzugt den Wahrnehmungskanal Hören. Gehörte Informationen kannst du besonders gut aufnehmen.

Eine mathematische Formel zum Beispiel merkst du dir durch Hören.

Du führst gerne Selbstgespräche, sprichst deinen Lernstoff gerne laut vor oder bewegst beim Lernen und Lesen auch schon mal die Lippen.

Da dein auditiver Sinneskanal von dir präferiert wird, hörst du besonders gern aufmerksam zu.

Beachte aber: Musik und andere Geräusche müssen achtsam eingesetzt werden, da du auch leicht abgelenkt wirst.

3. Der haptische Typ: Du packst es lieber an

Du lernst am besten durch Anfassen, Tasten und das eigene Handeln.

Du bist sehr gefühlsorientiert, Ideen werden schnell in die Tat umgesetzt.

Der haptisch orientierte Lerner ist ein Praktiker und bevorzugt es, händisch Wissen aufzubauen.

4. Der kinästhetische Lerntyp: Der Mix macht’s

Du vereinigst viele Eigenschaften des haptischen Lerntyps.

Du lernst durch Bewegung, durch Aktion, durch Ausprobieren, durch konkrete Anwendung.

5. Der kommunikative Lerntyp: Immer gesprächsbereit

Du lernst am besten im Gespräch, also im Austausch mit anderen.

Du bevorzugst es, deine Lerninhalte mit anderen zu besprechen, zu erklären und miteinander zu diskutieren. Gerne stellst du Fragen und beteiligst dich rege im Unterricht.

Warst du schon mal Klassensprecher:in?

6. Personenorientierte Lerntypen: Am liebsten zu zweit

Du liebst es, mit einer Bezugsperson zusammen zu lernen. Einzelunterricht ziehst du vor.
Allerdings ist dein Lernerfolg in hohem Maße von deiner Sympathie oder Antipathie gegenüber dem/der Lernpartner:in oder Coach abhängig.

7. Medienorentiert: Technik ist dein’s

Du zeichnest dich durch eine hohe technische Affinität aus.

Du liebst technische Hilfsmittel beim Lernen.

Außerdem lernst du selbstorganisiert und benötigst kaum Hilfe von Seiten einer Lehrkraft.

8. Der intellektuelle Typ

Einsicht anstrebend

Du hinterfragst Lerninhalte und benötigst unbedingt einen Beweis.

Dieser Anspruch spielt insbesondere in der Mathematik eine Rolle. Mathematische Formeln willst du genau verstehen.

Eine Formel ohne Beweis reicht dir für das Verständnis nicht aus.

Abstrakt – Verbal: Mathe ist für dich kein Minenfeld

Du begnügst dich im mathematischen Lernfeld mit den Formeln. Diese lernst du einfach mal auswendig.

Speziell: Sprachlerntyp

Durch viele Gespräche und eingehende Beobachtungen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es im Grunde zwei Sprachen-Lerntypen gibt, welche die zwei Extreme einer großen Bandbreite des Sprachlernvermögens darstellen.

Gunther, Karsten, S. 118

9. Logokognitiv: Alles Klar?

Du gehörst zu den intellektuellen Sprachlerntypen.

Du durchdenkst die Sprachstrukturen und hinterfragst die grammatischen Regeln.

Eine aktive Sprachkompetenz zu erwerben fällt dir eher schwer.

10. Audiomatisch: Du hörst genau zu

Du bist auditiv ausgerichtet.

Dir gelingt es, allein durch das Wiederholen von Wörtern, Säzen, Reimen, Slogans zu lernen.

Es fällt dir leicht, Dialekte oder die Aussprache von Wörtern zu erlernen und zu verstehen.

Welche Lerntechnik passt zu dir?

Optisch orientierte/r Lerner:in:

  • Mindmaps, Cluster, Diagramme
  • Powerpoint Präsentation, Lernplakate
  • Bilder, Zeichnungen, Klebezettel
  • Lückentext
  • farbiges Markieren
  • Lernkarteien, Lernapps

Akustisch ausgerichtete Schüler:in:

  • Nutzen von Audioaufnahmen
  • lautes Rezitieren
  • lautes Erklären
    aktives Sprachvermögen:
  • lernen in ganzen Sätzen und im Zusammenhang
  • fremdsprachliche Erklärungen zu Wörtern
  • Sprechübungen

Learning by doing:

  • praktische Versuche
  • schreiben als Handlung
  • umhergehen beim Lernen
  • Puzzle
  • Gesten
  • Material selbst erstellen

Aktiv und handlungsorientiert lernend:

Gesprächsfreudige Lerntypen

  • Lernen zusammen mit anderen
  • Diskussionen
  • Rollenspiele
  • audivisuelle Lernmethoden – Videos
  • Sprachreisen
  • Tandempartner

Partnerzentriert:

  • Du lernst gerne mit nur einer weiteren Person
  • Nachhilfelehrer
  • computergestütztes Lernen mithilfe von Avataren
  • interaktive Lernvideos

Fokus auf Medien:

  • Lernprogramme
  • Foren
  • Online Lernen
  • Lernapps
  • Podcasts
  • audiovisuelle Medien

Bedürfnis nach Logik:

  • Erklärvideos
  • Skripte
  • Foren
  • Diskussionen
  • Beweisführung
    passive Sprachkompetenz:
  • Kontrastive Grammatik
  • Vokabeln lernen mit Übersetzungen
  • Übungen zum Satzbau
    aktive Sprachkompetenz:
  • Dialoge
  • Sprechübungen
  • Spiele

Welcher Lerntyp bist du? Finde es heraus:

Beobachte dich einmal selbst beim Lernen.

  • Was triggert dich am ehesten positiv?
  • In welchem Fach erlangst du die besten Ergebnisse?
  • Welche Lernmethode frustriert dich?
  • Lies dir hier die Informationen zu den unterschiedlichen Lernvorlieben durch.
    Wo findest du dich wieder?
  • Grundätzlich ist es interessant, einen Lerntypentest zu machen. Allerdings kann das Ergebnis nur als Richtschnur dienen.

Lernkanäle im Unterricht für Lehrer:innen

Jeder lernt anders. Passe deinen Unterricht dieser Grunderkenntnis an.

Bei der Präsentation von Wissen gilt es deshalb, möglichst viele Lernkanäle anzusprechen.

Sei bei der Vermittlung des Lehrstoffs so kreativ wie möglich.

Für das Auge:

  • Tafelbild
  • Power-Point Präsentation
  • White Board Präsentation
  • interessant gestaltete Arbeitsblätter
  • Bilder
  • Textstellen hervorheben (lassen)
  • Lehrbücher mit nicht zu kleiner Schrift
  • Tablet/Pc
  • Klar und präzise bleiben
  • nicht zu bunt

Für die Ohren:

  • Deutlich und nicht zu schnell sprechen
  • keine monotone Sprechweise
  • strukturiert und präzise erklären
  • Hörtexte nutzen

Für die sprachliche Interaktion:

  • Gruppen bilden
  • Gespräche unter Schüler:innen zum Lernstoff zulassen
  • Referate
  • Präsentationen
  • Projektarbeit
  • Schüler:innen unterstützen lassen
  • klare Kommunikationsregeln aufstellen
  • Sprachunterricht: Dialoge führen lassen

Handlungsorientiertes Lernen:

  • Lernmaterial selbst erstellen lassen
  • Markieren
  • Schreiben per Hand
  • entdeckendes Lernen
  • spielerisch lernen lassen

Für die Bewegung:

  • an die Tafel holen
  • Spiele für die Aufmerksamkeit
  • Schleichdiktat
  • Auflockerungsübungen

.

MEINE EIGENE ERFAHRUNG

Ich persönlich habe bemerkt, dass die Ergebnisse von Lerntypentests nicht optimal auf mich passen. Ich habe mich also darauf konzentriert, meine Persönlichkeit zu analyseieren:

Wie macht mir der Umgang mit Wissensinhalten am meisten Spaß? 
Ist das in allen Fächern bzw. Bereichen gleich? 
Wann langweile ich mich im Unterricht? 
Welche Lerntechnik empfinde ich als anstrengend?
Auf welche Weise möchte ich auf keinen Fall lernen?
Wie gestalte ich meine Freizeit?
Welches Medium nutze ich bevorzugt zum Notieren?
Brauche ich viel Ruhe und Ordnung?
Gruppe, allein oder zu zweit?
Sind Vorträge für mich zielführend?

FAQ – häufig gestellte Fragen

Was versteht man unter Lerntyp?

Beim Lernen nutzen wir verschiedene Eingangskanäle.
Die Präferenz der genutzten Wahrnehmungskanäle – dein Lerntypus – hat Einfluss auf deinen bevorzugten Lernstil.

Welcher Unterschied besteht zwischen Lerntyp und Lernstil?

Der Lerntyp – Terminus begründet von Frederic Vester – bestimmt sich aus der bevorzugten Nutzung bestimmter Wahrnehmungskanäle beim Lernen.
Der Lernstil resultiert aus diesen individuellen Vorlieben bei der Aneignung von Wissen.
Es existieren eine große Anzahl an Lernstilmodellen – u.a. Kolb, Honey and Mumford, Felder.

Welche Lernkanäle gibt es?

Wir lernen über das Hören, Sehen, Tasten/Bewegen und mittels Kommunikation

Du möchtest mehr Erfolg für deine Schüler? Du möchtest die individuellen Bedürfnisse deiner Schüler:innen und deine Lehrstrategien zusammen bringen? Hier kann dir ein Coaching helfen.

Literaturhinweise

Jürgen Hüholdt (1984): Wunderland des Lernens, 3. Auflage, Bochum.
Gunther Karsten (2007): Lernen wie ein Weltmeister. 1. Auflage, München.
Brigitte Reysen-Kostudis ( 2007): Leichter Lernen. Heidelberg.
Frederic Vester (2007): Denken, Lernen, Vergessen, 32. Auflage, München.
Kerres, Michael (2020): Lerntypen?, abgerufen am 31.5.22