Was sind Lerntypen?
Der bevorzugte Sinneskanal im Lernprozess und die Lernmotivation sind richtungsweisend für die Bestimmung des Lerntyps.
Jeder von uns lernt auf seine Weise.
Individuelle Lernstile scheinen sich biographisch früh herauszubilden und über die Zeit relativ stabil zu bleiben.
Schrader, S.209
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In diesem Beitrag geht es um die Einordnung von Lerntypen und die Bedeutung für das Lernen.
Wie fragen uns unter anderem:
Welche Arten von Lerntypen gibt es?
Welcher Lerntyp bin ich?
Sehen wir uns dazu zunächst die Lerntypbestimmung nach Vester und Schrader genauer an.
Inhaltsverzeichnis
Welche Lerntypen gibt es?
5 Lerntypen nach Vester
Der visuelle Lerntyp
- Wahrnehmungskanal: Sehen
- Du verknüpfst Informationen mit Bildmaterial (Mindmap)
- Geschriebenes erinnerst du am besten
- Klare Strukturen und Übersichtlichkeit sind dir wichtig
- Du brauchst Ordnung in der Lernumgebung
Bin ich ein auditiver Lerntyp?
- Sinneskanal: Hören
- Du lernst über Gehörtes – auch mathematische Formeln
- Lautes Sprechen erleichtert dir das Merken
- Beim Lesen bewegst du die Lippen
- Du hörst aufmerksam zu
- Geräusche oder Musik lenken dich schnell ab
Der motorische Lerntyp
- Anfassen, Tasten und das eigene Handeln erleichtern den Lernprozess
- Du bist gefühlsorientiert und setzt Ideen schnell um
- Wissen eignest du dir gern über händisch erzeugte Modelle an
Der kommunikative Lerntyp
- Motto: Immer gesprächsbereit sein
- Lernen im Austausch (Team, Gruppe) macht dir Spaß
- Du besprichst Lerninhalte mit anderen und diskutierst
- Deine mündliche Beteiligung am Unterricht ist sehr gut
- Im Klassenverband hast du gerne eine führende Rolle (Klassensprecher:in) inne
Der intellektuelle / verbale Typ
- Du willst in die Tiefe denken und strebst Einsicht an
- Du hinterfragst Lerninhalte und suchst nach Beweisen
- Du fasst Inhalte zusammen
- Du verbalisierst neues Wissen und Erkenntisse
- Fragen stellen und Antworten geben gehören für dich zum Lernen dazu
- Du erklärst Sachinhalte mit Worten
Lerntypen nach Schrader
Schrader unterscheidet bei Erwachsenen fünf weitere Lernertypen.
Für ihn ist das Lernverhalten eng an die Lernmotivation geknüpft.
Allerdings schließt Schraders Klassifizierung sicherlich nicht die Lerntypeinteilung nach Vester aus.
Verwende Schraders Lerntypbestimmung eher zur Optimierung deines grundsätzlichen Lernverhaltens. Sie sagt wenig darüber aus, welchen Sinneskanal du beim Lernen bevorzugst.
- der Theoretiker
Du liest schon seit früher Jugend überaus gerne.
Vorträge, Texte, Gespräche dienen der Wissensaneignung.
Konkrete Beispiele und praktische Umsetzungen empfindet ein „Theoretiker“ als nicht unbedingt notwendig. - der Anwendungsorientierte
Du bevorzugst praktische Tätigkeiten und liebst es Neues auszuprobieren. - der Musterschüler
Deine Lernerfolge erzielst du durch Fleiß und Arbeitseifer in der Schule und zuhause.
Gründe für Misserfolge siehst du eher in äußeren Bedingungen.
Du orientierst dich beim Lernen und den Anforderungen an den Vorgaben der Lehrkraft. - der Gleichgültige
Du lernst nicht mehr als unbedingt notwendig.
Im Zweifel gibst du dich damit zufrieden, einen Sachverhalt wenigstens fast verstanden zu haben. - Der Unsichere
Du lernst nur, wenn du weißt, wofür. Ohne einen gewissen Druck kannst du nur schwer eine Lernaufgabe beginnen und duchhalten.
Du zweifelst häufiger an deinem Lernvermögen.
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- Du vereinigst viele Eigenschaften des haptischen Lerntyps
- Bewegung, Aktion, Ausprobieren, konkrete Anwendungen helfen dir im Lernprozess
Der personenorientierte Typ
- Du lernst am liebsten zu zweit
- Einzelunterricht bringt dir am meisten
- Sympathie und Antipathie deinem Lernpartner oder Coach gegenüber entscheiden in hohem Maße über deinen Lernerfolg
Medienorentierter Typ
- Technik ist deins
- Technische Hilfsmittel (z.B.Lernapps) sind für dich hilfreich
- Du besitzst eine gute Selbstorganisation
2 Typen von Sprachlernern
Durch viele Gespräche und eingehende Beobachtungen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es im Grunde zwei Sprachen-Lerntypen gibt, welche die zwei Extreme einer großen Bandbreite des Sprachlernvermögens darstellen.
Gunther, Karsten, S. 118
- Logokognitiv – intellektueller Sprachtyp
Du durchdenkst Sprachstrukturen und
hinterfragst grammatische Regeln
Dir fällt die aktive Sprachkompetenz schwer - audiomatischer auditiver Typ
Du lernst durch lautes Wiederholen
Dialekte und die Aussprache von Wörtern fallen dir leicht
Lernhilfe bei LernStraat
Ist eine Mischung aus verschiedenen Lerntypen möglich?
In der Praxis existieren die verschiedenen Lerntypen nicht in ihrer Reinform.
[…] schon wenige Faktoren ergeben […] eine große Anzahl an Kombinationsmöglichkeiten.
Vester, S. 127
Welcher Lerntyp bin ich?
Die Bandbreite ist groß und du wirst dich mehreren Typen zuordnen können.
Ich persönlich habe bemerkt, dass die Ergebnisse von Lerntyptests nicht optimal auf mich passen.
Zusätzlich habe ich mir folgende Fragen zu meinen Lerngewohnheiten gestellt:
- Wie macht mir Lernen am meisten Spaß?
- Ist das in allen Fächern bzw. Bereichen gleich?
- Wann langweile ich mich im Unterricht?
- Welche Lerntechnik empfinde ich als anstrengend?
- Welche Lernform bringt mir gar nichts?
- Wie gestalte ich meine Freizeit?
- Welches Medium nutze ich bevorzugt zum Notieren?
- Brauche ich viel Ruhe und Ordnung?
- Gruppe, allein oder zu zweit?
- Sind Vorträge oder Podcasts für mich zielführend?
- Arbeite ich gerne mit meinen Händen?
- Helfen mir Visualisierungen?
- Lernapps?
FAQ – häufig gestellte Fragen
Was ist der häufigste Lerntyp?
Studentinnen bevorzugen beim Lernen eine visuelle Ausrichtung. (Studie: Lernen Frauen und Männer unterschiedlich?)
Wie findet man heraus, welcher Lerntyp man ist?
Beobachte dich beim Lernen. Überlege, welchen Lernstil du bevorzugst bzw. ablehnst.
Du kannst auch einen Lerntypentest machen.
Literaturhinweise
Arrenberg, J.; Kowalski, S. (2007): Lernen Frauen und Männer unterschiedlich? Eine Studie über das Lernverhalten von Studierenden. Fachhochschule Köln, Wirtschaftswissenschaften
Hüholdt, J. (1984): Wunderland des Lernens, 3. Auflage, Bochum.
Karsten, G. (2007): Lernen wie ein Weltmeister. 1. Auflage, München.
Reysen-Kostudis, B. ( 2007): Leichter Lernen. Heidelberg.
Kerres, M.(2020): Lerntypen?, abgerufen am 31.5.22
Schrader, J. (2008): Lerntypen bei Erwachsenen. Empirische Analyse zum Lernen und Lehren in der beruflichen Weiterbildung. 2. Ergänzte Auflage. Bad Heilbronn: Klinkhardt
Vester, V. (2007): Denken, Lernen, Vergessen. 32. Auflage, München.