Mehr als 20 förderliche Spielideen
Du suchst effektive und interessante Spiele, die die Aufmerksamkeit trainieren und zusätzlich die Konzentration fördern?
Ich biete dir hier eine breite Palette von 27 Aufmerksamkeitsübungen, die gut und effektiv im Unterricht und zu Hause umsetzbar sind.
Spielerisch fördern und trainieren
Die Übungen eignen sich in besonderem Maße dazu, um die Aufmerksamkeit im Umgang mit Zahlen, Ziffern, Lauten und Buchstaben zu fördern.
Inhalt
Aufmerksamkeitsspiele für Kinder und Erwachsene
Die Auswahl der Spiele für mehr Aufmerksamkeit deckt unterschiedliche Sinnesbereiche ab – Hören, Sehen, Spüren, Körperwahrnehmung. Zusätzlich dienen sie der Entspannung und gezielten Konzentration.
Aufmerksamkeitsspiele Kinder
Ohren auf
GERÄUSCHE ERKENNEN
Die Spieler müssen Geräusche erraten, die hinter einer Tür gemacht werden. Beispiele: – Besteck klappern, – Topfdeckel aneinander schlagen, – Nüsse knacken. Wer genau hinhört, wird die Geräusche leicht erraten.
N – SPRACHE
Jedes [l] in einem Wort wird durch ein [n] ersetzt. Ein Spieler stellt in der n-Sprache eine Frage an den anderen und dieser muss entsprechend antworten. Das Spiel ist für ältere Mitspieler ab 8 Jahre geeignet.
HÖRE GENAU ZU
Ein Mitspieler bekommt ein Blatt Papier und einen Stift. Seine Augen werden verbunden. Nun soll er nach Ansage malen. Beispiel: Er soll ein Haus zeichnen, dann einen Schornstein, Türen, Fenster und so weiter. Bei vielen Mitspielern wünschen sich alle abwechselnd etwas dazu.
HÖREN WIE EIN LUCHS
Eine tickende Uhr wird im Raum versteckt. Die Uhr tickt laut genug, dass sie zu hören ist, wenn alle beteiligten Spieler sehr leise sind. Entweder begibt sich nur ein Mitspieler auf die Suche oder alternativ alle zusammen. Gewonnen hat, wer die Uhr findet. Er darf sie als Nächstes verstecken.
LAUTE NACHAHMEN
Ein Laut: Brummen wie ein Bär, quaken wie Frosch oder Brüllen wie ein Löwe sollen nachgeahmt werden.
Zur Lautdifferenzierung eignen sich verschiedene Laute
[a], [g], [k]…
Augen auf
GENAU HINSEHEN
Auf einem Tisch befinden sich eine Anzahl von Gegenständen. Alle Spieler schauen sie sich für eine kurze Zeit (variabel) an. Danach verlassen sie den Raum. Der zurückgebliebene Spieler entfernt mindestens einen Gegenstand. Die anderen Spieler müssen nachfolgend erraten, was fehlt.
EXAKT MESSEN
Aus Mehl oder Sand wird ein Haufen gebildet, in dessen Spitze ein Stock oder ein Streichholz steckt. Die Spieler sollen immer ein Stück des Haufens mithilfe eines Löffels entfernen. Verloren hat, bei dem der Stock oder das Streichholz kippt.
FINDE WAS
Zwei oder mehr Personen erstellen jeder für sich ein Suchbild mit einem bestimmten Wort, das zu finden ist.
Möglich sind auch:
- willkürliche Buchstaben- oder Zahlenkombinationen
- einzelne Buchstaben
- einzelne Ziffern
- Rechenaufgaben
Die Wörter sollen von den Mitspielern gefunden werden.
Körperliche Aktivität
ZIELWERFEN
Jeder Spieler versucht abwechselnd Spielkarten in einen Korb zu werfen. Der Korb steht je nach Alter der Mitspieler entsprechend weit von ihnen entfernt. Die Spieler beachten dabei die Entfernung und die Wurftechnik.
DER DIRIGENT
Jeder denkt sich ein Musikinstrument wie Geige, Trommel, Klavier, Flöte, Schlagzeug aus, dessen Bewegungen er nachmachen kann. Auf ein Zeichen des Dirigenten beginnt jeder sein Instrument stumm zu spielen. Sobald der Dirigent eines der Instrumente (z.B. Geige) nachmacht, müssen alle anderen bis auf die Geigen aufhören zu spielen. Erst wenn der Dirigent wieder dirigiert, beginnen alle wieder zu spielen.
SANFTE BEWEGUNG
Die Kinder werfen einen Luftballon entweder allein in die Luft und fangen ihn wieder auf oder sie werfen ihn sich gegenseitig zu. Das ist schwierig, da ein Luftballon sehr leicht ist und herumschwebt.
TIK – TOK
Auf den Boden wird eine gerade Linie von 2 m gezeichnet. Je ein Spieler stellt sich an ein Ende. Beide gehen Fuß um Fuß aufeinander zu, dabei kommen sie abwechselnd an die Reihe. Sie achten darauf, den Fuß immer direkt an den Absatz des anderen Fußes zu stellen. Verloren hat, wer als letzter seinen Fuß nicht mehr stellen kann.
Spüren
GENAU ERFÜHLEN
Hier malen sich die Mitspieler gegenseitig etwas auf den Rücken, das dann erraten werden soll.
BERÜHRUNGEN
2 Kinder sitzen sich gegenüber. Das eine Kind schließt die Augen, während das andere Kind auf einzelne Finger an der Hand tippt. Das Kind soll erraten, welcher Finger berührt wurde.
Entspannung
FANTASIEREISE
Die Mitspieler liegen bequem auf dem Boden. Ein Spieler beginnt eine Landschaft zu beschreiben. Das sollte so blumig, detailreich und farbenfroh wie möglich gestaltet sein. Nach einer Zeit erzählt ein weiterer Mitspieler weiter und schmückt die Beschreibung aus. Später bietet es sich an, wenn alle Mitspieler die erzählte Landschaft aufmalen. Die Mitspieler schauen später, wer auf seinem Bild ein Detail vergessen hat.
DIE LIEGENDE ACHT
Mit den Fingern schreiben alle vor der eigenen Nase eine liegende Acht in die Luft. Dabei verfolgen sie die Bewegungen ganz genau mit den Augen. Diese Übung machen sie 5 Mal mit der rechten Hand, 5x mit der linken Hand, 5x mit beiden Händen.
IN DER RUHE LIEGT DIE KRAFT
Jeder steht auf einem Bein und formt die Hände über dem Kopf zu einem Dreieck. Die Aufgabe ist, möglichst lange so stehenzubleiben und dabei von 100 rückwärts zu zählen.
ENTSPANNUNG FÜR DEN KÖRPER
Alle stehen im Kreis oder voreinander. Ein Mitspieler macht die Ansage, einzelne Körperteile wackelig wie bei einer Gummipuppe werden zu lassen. Kopf, rechter / linker Arm, rechtes / linkes Bein, Hände, Finger, Füße, Zehen, ganzer Körper. Schließlich wackeln alle mit dem ganzen Körper.
Gemischtes
PUZZLE
Die Spieler malen ein Bild. Hier ist es egal, welches Thema sie wählen, es sollte aber schön bunt sein. Alternativ kann auch ein vorhandenes Bild aus einer Zeitschrift zerschnitten werden. Nachfolgend zerschneidet jeder sein Bild in nicht zu kleine Puzzleteile, die auch eckig sein können. Die zerschnittenen Bilder werden untereinander getauscht und wieder zusammengesetzt.
MORA
Die Spieler stehen sich gegenüber. Auf ein Kommando streckt jeder eine beliebige Anzahl seiner Finger in die Höhe und sagt gleichzeitig eine Zahl zwischen 1 und 10. Die Zahl soll bestimmen, wie viele Finger von allen insgesamt in die Luft gestreckt werden. Gewonnen hat, wer der Zahl am nächsten ist.
ZUORDNUNGEN
Ein Spieler nennt 4-6 Begriffe unter einem Oberbegriff, von denen einer nicht in die Reihe passt. Dieser muss gefunden werden.
- Formen, aber eine ist nicht eckig
- Tiere mit 4 Beinen, aber eines hat nur 2 Beine
- Gemüsesorten, aber ein Nahrungsmittel gehört nicht dazu
FOKUS
Ein Gegenstand macht die Runde, dabei darf jeder der Mitspieler den Gegenstand 20 s lang betrachten und anfassen. Nachdem alle den Gegenstand betrachtet haben, müssen sie ihn abwechselnd genauestens beschreiben.
Aufmerksamkeitsübungen für Erwachsene
- im Schneidersitz auf den eigenen Atem lauschen, dabei bewusst durch die Nase ruhig ein- und ausatmen
- Vorstellungsvermögen trainieren: Im Geiste verschiedene Zahlen oder Buchstaben malen
- Kopfrechnen im Geiste
- Partnerspiel: Erstelle zunächst eine Liste mit von 1 – 20 und ordne den Zahlen Buchstaben zu. Ersetze nun in einer Rechenaufgabe die Zahlen durch die entsprechenden Buchstaben und lass die Aufgabe lösen. (Schwierigkeitsgrad offen)
- Lippen lesen: Man steht sich gegenüber und versucht die stummen Wörter von den Lippen abzulesen.
FAQ
Was ist der Unterschied zwischen Aufmerksamkeit und Konzentration
Aufmerksamkeit bedeutet das Ausmaß, auf Reize zu reagieren.
Konzentration bezieht sich auf die Fähigkeit, das eigene Handeln zu steuern und zu kontrollieren.
Lies weiter, wenn du es genauer wissen willst:
AUFMERKSAMKEIT
Zum Lernen benötigen wir die Fähigkeit aufmerksam zu sein, wobei die Lernfähigkeit maßgeblich vom Grad der Aufmerksamkeit abhängt. In Lernsituationen befinden wir uns in einem messbaren Zustand der Wachheit, in einer allgemeinen, messbaren Reaktionsbereitschaft auf Reize, der Vigilanz.
Die Vigilanz betrifft die Aktivierung des Gehirns überhaupt.
Spitzer (2007), S.155
Die Stärke unserer Vigilanz ist abhängig von externen und internen Faktoren. Bei Ermüdung sinkt sie, sie schnellt in die Höhe zum Beispiel morgens, wenn der Wecker klingelt.
Für das konzentrierte Arbeiten ist eine erhöhte Vigilanz notwendig, bei schwacher Vigilanz erfolgt eine Hinwendung zu inneren Bedürfnissen.
Reysen-Kostudis (2007)
Interessant ist, dass Musik die Ausbildung der Aufmerksamkeit bei Kindern fördert. So untersuchte ein Forschungsteam an der Universität Chile die Auswirkungen von Musik auf die Entwicklung der Fähigkeit zur Aufmerksamkeit von Kindern.
Selektive Aufmerksamkeit
Beim produktiven Lernen wenden wir unsere Aufmerksamkeit bestimmten Gegebenheiten, Fragestellungen oder Orten aktuell zu und blenden unwichtige bzw. störende Informationen aus. Man spricht hierbei von der selektiven (fokussierten) Aufmerksamkeit. Diese ist im Unterschied zur Vigilanz zu verstehen:
Die selektive Aufmerksamkeit bewirkt die Zunahme der Aktivierung genau derjenigen Gehirnareale, welche die bevorzugt behandelte Information verarbeiten.
Spitzer, Manfred (2007), S.155
Dennoch spielt die Vigilanz für die selektive Aufmerksamkeit durchaus eine wichtige Rolle:
Hier ein Beispiel: Wir hören vor einer zu erledigenden Aufgabe zum Beispiel ein Tonsignal. Dadurch wird unser Informationsverarbeitungssystem in einem kurzen Zeitraum allgemein aktiviert. Nachfolgende Reize beschleunigt verarbeitet werden. Beispielsweise gelingt es uns nun leichter große und kleine Buchstaben voneinander zu unterschieden. (Spitzer,S.142)
Geteilte Aufmerksamkeit
Lassen wir zum Beispiel ein Kind eine Geschichte laut vorlesen, wird das Kind seine Aufmerksamkeit sowohl auf den geschriebenen Text, also auf die Buchstaben, Wörter und Symbole richten und zugleich seine eigene Stimme verfolgen. Das Kind muss somit die Fähigkeit besitzen, auf mehrere Reize gleichzeitig zu reagieren.
Legasthene Kinder besitzen diese Fähigkeit nur sehr eingeschränkt.
Mit speziellen Übungen und Spielen werden die Wahrnehmungsbereiche und die Fähigkeit zur Aufmerksamkeit gefördert.
KONZENTRATION
Konzentration hingegen kann verstanden werden als eine besondere Form der Fokussierung,
[….] die sich in der erhöhten Ausprägung der Absichtlichkeit, dem Grad der Anstrengung und der Koordination, Steuerung und Kontrolle von Reizen von der Aufmerksamkeit abgrenzt.
Memmert; Weickgenannt (2006)
Menschen mit einer (angeborenen) Lese-, Rechtschreibschwäche gelingt es beim Schreiben und Lesen nicht, das Handeln und die Gedanken zusammenzuführen, das heißt, äußere und innere Reize auszublenden.
In dem Versuch, den Lese-Schreibprozess zu bewältigen, konzentrieren sie sich deshalb unter extremer Anspannung und Anstrengung übermäßig auf das Lesen oder Schreiben.
Die Folgen sind zum Beispiel Kopfschmerz, Schwindel, Verschwimmen der Buchstaben. Das Erlernen von Lesen und Schreiben bereitet Schwierigkeiten.
Ein legasthener Mensch, bei guter oder durchschnittlicher Intelligenz, nimmt seine Umwelt differenziert anders wahr, seine Aufmerksamkeit lässt, wenn er auf Buchstaben oder Zahlen trifft, nach, […]
Definition von Dr. Kopp-Duller, Astrid, 1995
Diesen Zusammenhang konnte eine Studie aus dem Jahre 2011 verifizieren, in der Aufmerksamkeitsauffälligkeiten bei Kindern mit einer Lese-Rechtschreibschwäche erfasst wurden.
Es zeigte sich, dass Defizite im Lesen und Schreiben mit Leistungen im Bereich der Aufmerksamkeit korrelieren. Schlussfolgernd sprechen die Ergebnisse dafür, dass eine LRS mit Defiziten in der Aufmerksamkeit assoziiert ist.
Ruland; Willmes; Günther (2012)
Aufmerksamkeit trainieren – FAZIT
Aufmerksamkeitsspiele sind ein probates Mittel um für Entspannung vor oder während des Lernprozesses zu sorgen.
Insbesondere Betroffene mit Legasthenie und Dyskalkulie profitieren von dem spielerischen Aufmerksamkeitstraining.
Die gesteigerte Konzentration auf das Lesen, Schreiben und Rechnen wird aufgebrochen.
Literaturverweise
Memmert, D.; Weickgenannt, J.(2006): Zum Einfluss sportlicher Aktivität auf die Konzentrationsleistung im Kindesalter. IN: Spektrum der Sportwissenschaften, Jahrgang 18, 2006, S.80
Spitzer, M. (2007): Lernen. 1. Auflage, München, Deutschland, Spektrum, S.155
Reysen-Kostudis, B. (2007): Leichter lernen. 1. Auflage, Heidelberg, Deutschland, mvg – Verlag, S.85
Ruland, A.; Willmes, K.; Günther, T. (2012): Zusammenhang zwischen Aufmerksamkeitsdefiziten und Lese-Rechtschreibschwäche.
IN: Kindheit und Entwicklung: Zeitschrift für klinische Kinderpsychologie, Vol. 21, No.1, S. 57–63