In diesem Beitrag lernst du, dass eine Definition Dyskalkulie oder Rechenstörung sehr komplex ist.
Fragen, die wir klären:
- Welche Begriffe werden verwendet?
- Wie unterscheiden sich die einzelnen Definitionen?
- Welche Fachbegriffe sind identich in ihrer Aussage?
- Was ist der Unterschied zwischen Dyskalkulie und Rechenschwäche?
- Wie ist die medizinische Sicht?
- Welche pädagogische Einordnung gibt es?
Was ist Dyskalkulie?
Begriffswirrwarr: Synonyme
Für Dyskalkulie gibt es eine Vielzahl von Benennungen. Geläufig ist die Entsprechung Arithmasthenie. Diese lässt sich noch einmal in Primär- und Sekundärarthmasthenie unterteilen.
Es existieren zusätzlich noch weitere Termini. So wird häufig von einer Rechenstörung bzw. Rechenschwäche gesprochen.
Und nun die Frage:
Was ist der Unterschied zwischen Dyskalkulie und Rechenschwäche?
Beide Bezeichnungen werden synonym verwendet.
Abzugrenzen ist aber die erworbene Rechenstörung (Akalkulie), die auf die Ursachen der Dyskalkulie abzielt.
Wobei eine Rechenstörung gleichbedeutend mit einer Rechenschwäche ist.
So bezeichnet das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Schleswig Holstein
(31.10.2018) mathematische Leistungen, die erheblich unter dem Durchschnitt liegen, allgemein als Rechenschwäche.
Diese liegt vor, wenn die
mathematischen Grundvorstellungen und Lösungsstrategien
der betroffenen Schülerin oder des betroffenen
Schülers erheblich unter dem Niveau liegen, das für
ihre bzw. seine Jahrgangsstufe maßgeblich ist.
In Niedersachsen definiert das Kultusministerium die Problematik als
besondere Schwierigkeiten im […] Rechnen
Wie lautet die jeweilige Definition Dyskalkulie?
Widmen wir uns zunächst der medizinischen Einordnung der WHO und nachfolgend der pädagogischen Einstufung mit ihren Unterkategorien.
Dyskalkulie Definition ICD-10 der WHO (World Health Organisation)
Die WHO listet in der ICD-10 Schwierigkeiten im Rechnen unter Rechenstörungen:
Diese Störung besteht in einer umschriebenen Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Defizit betrifft vor allem die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten, wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division, weniger die höheren mathematischen Fertigkeiten, die für Algebra, Trigonometrie, Geometrie oder Differential- und Integralrechnung benötigt werden
F81.2
In der Kategorie R48.8 – sonstige und nicht näher bezeichnete Werkzeugstörungen – ist die Alkalkulie aufgeführt.
Medizinische Einordnung nach ICD 11 der WHO
Gemäß ICD 11 fallen Rechenschwierigkeiten unter Lernentwicklungsstörungen mit Beeinträchtigungen in Mathematik.
die Lernentwicklungsstörung mit Beeinträchtigung in Mathematik ist nicht auf eine Störung der intellektuellen Entwicklung, eine sensorische Beeinträchtigung (Seh- oder Hörvermögen), eine neurologische Störung, mangelnde Verfügbarkeit von Bildung, mangelnde Beherrschung der Sprache des akademischen Unterrichts oder psychosoziale Widrigkeiten zurückzuführen.
Code: 6A03.2
Für Betroffene ist mathematisches Denken, genaues und flüssiges Rechnen und das Auswendiglernen von Zahlenfakten ein Problem. Es fehlt ihnen an einem ausgeprägten Zahlensinn.
Eine Akalkulie zählt zu den Werkzeugstörungen und
bezieht sich auf den Verlust, meist im Erwachsenenalter, einer früheren Fähigkeit, einfache mathematische Berechnungen durchzuführen, die nicht mit dem allgemeinen Niveau der intellektuellen Funktionsfähigkeit übereinstimmt und nach der Entwicklungszeit bei Personen erworben wird, die diese Fähigkeiten zuvor erlangt hatten, z.B. aufgrund eines Schlaganfalls oder einer anderen Hirnverletzung
Code: 6A03.2
Es handelt sich um rein medizinische Eingrenzungen. Die pädagogische Ebene wird dabei nicht berührt.
Pädagogische Dyskalkulie-Definition
Die (angeborene) Dyskalkulie wird in 2 Subkategorien unterteilt.
Eine erworbene Rechenstörung zählt nicht zur Kategorie Dyskalkulie.

Primärdyskalkulie
Eine primäre Dyskalkulie wird auch neurogene Arithmasthenie genannt.
Sie liegt vor, wenn:
- eine Unaufmerksamkeit im Rechenprozess vorliegt, da
- die Rechenschwäche biogenetisch bedingt ist
- und Teilleistungen unterschiedlich ausgeprägt sind
- und deshalb Fehler in den Rechenleistungen vorliegen
Es handelt sich um eine spezielle Teilleistungsschwäche.
Sekundärdyskalkulie
Eine sekundäre Dyskalkulie fällt auch unter der Bezeichnung psychogene Arithmasthenie.
Eine Primärdyskalkulie wird verstärkt und mündet aufgrund eher gravierender seelischer, physischer, sozialer, schulischer oder familiärer Problematiken in eine Sekundärdyskalkulie.
Erworbene Rechenstörung
Die erworbene Rechenstörung beruht nicht auf einer Fehlfunktion von Hirnleistungen. Es besteht keine Unaufmerksamkeit (allein) im Umgang mit Zahlen und Ziffern. Die Ursachen liegen im sozialen, familiären, schulischen Umfeld. Sie sind auch im kognitiven oder psychischen Bereich zu suchen.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Ist Dyskalkulie eine (psychische) Krankheit?
Eine biogenetisch verursachte Arithmasthenie in ihrer grundätzlichen Ausformung ist keine Krankheit. Dyskalkule Menschen benötigen einen besonderen Förderansatz zum Erlernen der arithmetischen Operationen.
Psychogene Problematiken können eine bestehende Rechenschwäche verstärken. Sie sind nicht der Auslöser für die Schwierigkeiten im Umgang mit Zahlen und Rechenvorgängen.
Ist eine Dyskalkulie angeboren?
Eine Minderleistung im rechnerischen Denken kann biogenetisch bedingt sein. Diese Teilleistungsstörung entsteht perinatal vorgeburtlich, während der Geburt oder kurz oder in den ersten Wochen nach der Geburt durch spezielle Problemlagen.
Welche Rolle spielt die Intelligenz?
Betroffene sind normal bis überdurchschnittlich begabt. Jedoch entspricht ihr rechnerisches Denken nicht den (schulischen) Erwartungen.
Allerdings können bei einer bestehenden Akalkulie kognitive Beeinträchtigungen bestehen.
Kann man eine Dyskalkulie heilen?
Biogenetisch verursachte Schwierigkeiten im Rechnen sind nicht heilbar, aber therapierbar. Insbesondere eine individuelle Förderung auf pädagogisch-didaktischer Ebene kann eine Verbesserung der Rechenleistungen erzielen.
Ist jede Rechenschwäche eine Dyskalkulie?
Eine Rechenschwäche ist biogenetisch bedingt oder erworben.
Denn allein aufgrund der Schwierigkeiten im Rechnen und vermeintlicher Dyskalkulie Symptome ist es nicht möglich, eine klare Aussage über die Art der Rechenschwäche zu treffen.
Spezielle Testverfahren analysieren für die Bestimmung einer Dyskalkulie Ursachen und Auswirkungen.
Kann man LRS und Dyskalkulie haben?
Einer Dyskalkulie und Legasthenie liegen meist die selben Auslöser zugrunde. In beiden Fällen gibt der AFS -Test Aufschluss.
Unterstützung bei Dyskalkulie und Rechenschwäche
Eine gezielte Förderung hat folgende Schwerpunkte:
- Training im basalen Bereich – und hier insbesondere die optisch – räumliche Sinneswahrnehmung
- Eine Steigerung der Aufmerksamkeitsfokussierung im Rahmen der arithmetischen Rechenoperationen
- Übungen für eine Verbesserung der grundlegenden mathematischen Fertigkeiten, wie Grundrechenarten Textverständnis
Bei der erworbenen Rechenstörung kann ein Training der Basissinne in den Hintergrund treten.
Im Vordergrund stehen hier Übungen zu den Rechenoperationen, Regeln und Rechengesetzen.
Gibt es eine Prävention der Rechenschwäche/Rechenstörung?
Bereits im frühen Kindesalter und bei den ersten Anzeichen von Rechenstörungen sollten die Basissinne trainiert werden. Ein Dyskalkulie-Test liefert ab dem Schulalter genaue Informationen. Regelmäßig können zuhause auch bei einer nur vermuteten Dyskalkulie Übungen gemacht werden.