Dyskalkulie Symptome

Dyskalkulie Symptome:Extra: 40 Mathefehler besser verstehen

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  • Aktualisiert
Artikel aktualisiert am 27.12.2024

Wie bemerkt man Dyskalkulie?

Symptome einer Dyskalkulie: Trotz intensiver Lernbemühungen zeigen Betroffene ohne kognitive Einschränkungen Defizite in mathematischen Basiskompetenzen.
Charakteristisch sind spezifische, sich wiederholende Rechenfehler.
Es können kontextbezogene Verhaltensauffälligkeiten auftreten.

Allgemeine Dyskalkulie Symptome

Symptom: Störungen im Rechenprozess

  • Schwierigkeiten in den Grundrechenarten
  • Zusammenhang Symbol und Menge unklar
  • auditive/visuelle mathematische Symbole zusammenführen problematisch
  • Schwierigkeiten im Minusbereich
  • Probleme beim Dividieren
  • Fehlerhaftes Rückswärtszählen
  • Zehnerübergang erschwert
  • Verwechslung von Ziffern (6/9)
  • Rechenzeichen (plus, minus, geteilt, mal)
  • Falsche Reihenfolge der Ziffern
  • Auslassungen von Zahlen und Ziffern
  • Uhr lesen
  • Zuordnungen nur schwer möglich
  • Größenunterschiede im Zahlenraum erkennen
  • textbasierte Aufgabenstellungen schwer zu bewältigen
  • Rechenfehler werden nicht erkannt
  • kaum Transferleistungen

Eine Primärdyskalkulie ist genetisch bedingt und geht mit Defiziten im Wahrnehmungsbereich einher.

Wie verhalten sich Kinder mit Dyskalkulie?

  • Fehlende Ruhe
  • Sehr angespannte Haltung
  • Schulangst
  • Selbstzweifel
  • Schnelle Ermüdbarkeit beim Rechnen
  • Festhalten an eigenen Lösungswegen
  • Klare Abwehrhaltung gegenüber Mathematik
  • Frustrationsgefühle
  • Aggressionen im Zusammenhang mit mathematischen Lernaufgaben
  • Aggressionen bei elterlicher Intervention
  • Übermäßige Konzentration im Rechenprozess

Diese Auffälligkeiten sollten in das Anamnesegespräch bei einer Expertin / einem Experten für Dyskalkulie unbedingt einfließen.

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Spezifische Anzeichen ab KiTa

Symptome einer Dyskalkulie in KiTa / Vorschule

  • Taktile und sensomotorische Defizite
  • Defizitäre Hintergrundunterscheidung
    Schwierigkeiten, Zahlen,Symbole, Figuren aus dem Hintergrund zu filtern
  • Unzureichende Mengenkonstanz
    Schwierigkeiten, Anzahl bzw. Menge zu bestimmen, auch wenn sich die Entfernung oder Größe ändert
  • Mangelnde Raumorientierung
    Schwierigkeiten, oben/unten, rechts/links zu unterscheiden
  • Probleme mit kleiner/größer; länger/kürzer;
    mehr/weniger; gleich/ungleich
  • Erschwertes serielles Denken
    Schwierigkeiten, die Reihenfolge einzuhalten beim An-/Ausziehen, Farbkombinationen, Wochentage, Ordnen
  • Probleme mit dem Zählen

Dyskalkulie Symptome in der Grundschule

Schwierigkeiten in der 1. Klasse

  • Zahlen und Mengen gegenseitig zuordnen
  • Rechnen ohne Hilfsmittel zu verwenden
  • Rechnen ohne abzuzählen
  • Verliebte Zahlen verstehen und anwenden
  • Zehnerübergang verstehen
  • Vorgänger und Nachfolger bestimmen
  • Tätigkeiten im Matheunterricht werden sehr langsam durchgeführt
  • Schwierigkeiten von der Tafel abzuschreiben
  • Schwierigkeiten die richtigen Buchseiten aufzuschlagen


Schwierigkeiten in der 2. Klasse

  • Zählendes Rechnen bleibt bestehen
  • Probleme, Umkehraufgaben zu verstehen und anzuwenden
  • Zahlenzerlegung wird nicht oder schwer verstanden
  • Z/E/H können nicht zugeordnet werden
  • Textaufgaben kaum lösbar
  • 1×1
  • Rechnen Zehnerüberschreitung
  • Schnelle Ermüdbarkeit, Unlust


Dyskalkulie erkennen: 3. und 4. Klasse

  • Verwechslung von Aufgabentypen
  • Größenvorstellung nicht gegeben: kg/g; km/m
  • Kein oder rudimentäres Erlernen der Uhr
  • Zahlenraumerweiterung mit Stellenwerten schwierig
  • Probleme beim Dividieren und Multiplizieren
  • Langsames Rechnen mit Abzählen und häufigem Verrechnen
  • Hausaufgaben werden ungern, unvollständig, gar nicht gemacht
  • Sekundäre Anzeichen wie Hyperaktivität, Aggressivität, Weinerlichkeit, Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, Augenreiben


Rechenschwierigkeiten lassen sich mit Dyskalkulie Übungen verbessern.

Dyskalkulie Symptome Erwachsene

Erwachsene, die vorwiegend Schwierigkeiten haben, einfache Aufgaben der Grundschule fehlerfrei zu rechnen, können von einer genetisch bedingten Rechenschwäche betroffen sein.

Ein ausführliches Gespräch und eingehende Mathetests klären ab, ob eine Dyskalkulie oder erworbene Rechenschwäche vorliegt.

Mathefehler bei Dyskalkulie

Rechenprozess

  • Aufgabenstellungen werden nicht verstanden
  • Rechenwege und Regeln werden ohne Verständnis auswendig gelernt
  • Schlechtes Kopfrechnen
  • Hilfsmittel beim Errechnen
  • Schlechte bis keine Bewältigung von Textaufgaben
  • Ausgangswert wird mitgerechnet
  • Eigene (falsche) Rechenwege werden weiter verwendet
  • Vertauschen von Rechenzeichen und Rechenarten

Mengenvorstellung

Mengenerfassung
  • Überschlagen gelingt nicht
  • Unsinnige Rechenergebnisse werden akzeptiert
  • Zahl und Menge wird nicht gleichgesetzt

Stellenwertsystem:

  • Null wird nicht als Ziffer im dreistelligen Bereich erkannt
  • mehrstellige Zahlen werden falsch gelesen
  • Übergänge in den Zahlenräumen gelingen nicht

Lineares Zählen

  • Auslassen von Zahlen
  • Rückwärtszählen gelingt nicht

Codierung

  • Zahlendreher : 15 statt 51
  • Vertauschen optisch ähnlicher Ziffern
    6/9/3
  • Lautgetreues von Zahlen über 100
    101 = 1001
  • Rechnen mit der Null problematisch
RechenfehlerRechenwege
Erklärungen
46 – 28 = 22
Zehnerüberschreitung fehlerhaft, Zahlenraum
45 wird zu 54Zahlendreher – Codierung (lautgetreues Schreiben)
3 + 50 = 80
60 – 1 = 50
15 + 19 = 15 + 1 + 9
Stellenwerte /Zahlenraum
2200 = 2000200lautgetreues Schreiben
4 x 0 = 4Fehlverständnis 0
8 x 1 = 1Fehlverständnis 1 / 1×1 Reihen
6 < 4Mengenvorstellung
1 € 5 ct = 1,5 €Fehler mit der 0, Stellenwertsystem
4 + 3 = 6Ausgangswert wurde mitgezählt [4,5,6]
235 -126 = 111Kippfehler in der schriftlichen Subtraktion mit Zehnerübergang:
6-5 anstelle 15-6
Tabelle: Beispiele Fehleranalyse / Fehlerarten Dyskalkulie

Wie denken Kinder und Erwachsene mit einer Dyskalkulie?

Betroffene mit einer (erworbenen) Rechenschwäche lösen Matheaufgaben auf individuelle Weise. Nicht immer sind die Rechenwege auf Anhieb für Außenstehende nachvollziehbar oder verständlich.

Sachaufgaben rechnen

1. Der Rechenprozess wird gar nicht erst begonnen.
Stattdessen wird direkt eine „logische“ Erklärung als Lösung geboten.

Fragestellung: „Mutter bringt für ihre 4 Kinder 12 Tafeln Schokolade mit. Wie viel bekommt jedes Kind?“
Lösung von Florian, 9 […]: „Jedes bekommt eine Tafel.“
Frage: „Wie bist du draufgekommen?“
Antwort: „Zu viel Schokolade ist ungesund.“

2. Alle Zahlen in der Textaufgabe werden rechnerisch verwertet. Es gelingt nicht, Informationen „sachgerecht“ zu verarbeiten.

Fragestellung: „Die 10jährige Hanna bekommt pro Woche 5 € Taschengeld. Sie spart ihr Taschengeld 6 Wochen lang. Wie viel hat sie dann gespart?“
Lösung von Melanie, 10: „Da rechne ich 5 mal 6, und was rauskommt mal 10.“
Frage: „Warum mal 6?“
Melanie: „Weil es 6 Wochen sind. Jede Woche gleich viel,das ist mal.“
Frage: „Und warum dann noch mal 10?“
Melanie: „Wenn du extra 10 Jahre sagst, muss ich sicher mit der 10 auch was rechnen.“

3. Hier handelt es sich um intuitives Wissen, ohne jedoch den Rechenvorgang erklären oder durchführen zu können.
Alles, was schwierig zu rechnen ist, muss aus Sicht des Kindes sowieso eine Division sein.
Das Kind hat es bereits aufgegeben, Rechenwege zu erlernen.
Hier ist der Weg zu einer Sekundärdyskalkulie ggf. bereits geebnet.

Aufgabe: „In einen Eisenbahnwaggon passen 96 Menschen. Wie viele passen in einen Zug mit 8 Waggons?“
Lösung von Peter, 10: „Das ist sicher dividiert.“
Frage: „Wie hast du es dir überlegt?“
Peter: „Das muss dividiert sein, weil die kann ich am schlechtesten.“

4. Generalisierung von Regeln mit falschem Analogieschluss

Aufgabe: „Wie viel ist 54 – 6?“
Lösung von Daniela, 8: Sie schreibt die Rechnung auf, denkt kurz, schaut auf die Finger und schreibt schließlich: „52“.
Frage: „Wie hast du das gerechnet?“
Daniela: „Ich habe 6 weniger 4 gerechnet. Weil da steht 4 weniger 6, aber das geht ja nicht. Drum habe ich 6 weniger 4 gerechnet, weil die Mutti sagt immer: Wenn’s schwer ist, kannst du die Zahlen umdrehen!“

5. Kein Denken im mathematischen System

Fragestellung: „Florian hat 5 Geschwister. Wie viele Mitglieder hat die ganze Familie?“
Lösungsversuch von Jasmin, 9: Sie starrt konzentriert auf den Text, dann: „ Da kann man nichts rechnen. Da steht ja nur eine Zahl, man braucht zwei Zahlen zum Rechnen!“

6. Fehlende mathematische Einsicht – Vertauschen von Rechenoperationen

Aufgabe: „Von 250 Euro wird ein Fünftel gespart. Wie viel Geld ist das?“
Lösung von Melanie, 10: „Da rechne ich mal. 250 mal 5. Weil: Wenn man spart, dann wird es mehr Geld!“

7. Der Sachtext wird aufgrund das Teilverb „teil“ falsch verstanden. „Teil“ wird mit einer Division gleichgesetzt.

Im Matheunterricht nehmen 15 von 30 Schülern teil. Die anderen haben Freiarbeit.
Aufgabe. „Wie viele Schüler haben Freiarbeit?“
Lösung: 30:15= 2

8. Das Kind kann nur mit Werten operieren, die sichtbar sind.

Frage: „Florian hat 5 Geschwister. Wie viele Mitglieder hat die ganze Familie.“
Lösung von Philipp, 8, nach einigem Nachdenken: „25!“
Frage: „Wie hast du das gerechnet?“
Antwort: „5 mal 5 ist 25, das weiß ich auswendig!“
Frage: „Und wie bist du drauf gekommen, dass du 5 mal 5 rechnen sollst?“
Antwort: „Da steht ja nur 5 da, aber zum Rechnen braucht man immer zwei Zahlen, also 5 mal 5!“


Lerne beser rechnen mit den interaktiven Matheübungen hier bei LernStraat.

Dyskalkulie Symptome – Häufige Fragen

Wie finde ich heraus, ob mein Kind Dyskalkulie hat?

Allein aufgrund der Fehlerarten und/oder einer Abneigung vor dem Rechnen kann eine Dyskalkulie nicht erkannt werden. Deshalb ist es sinnvoll eine Dyskalkulie-Test durchzuführen. Näheres dazu im Beitrag AFS-Test.

Wie fördert man bei Dyskalkulie?

Informiere dich über die AFS-Methode.

Empfehlenswerte Literatur

Kirchberg, S.(2015): Dyskalkulie im Jugend- und Erwachsenenalter. Disserta Verlag.

Kopp-Duller, A; Pailer- Duller, L.(2020): Legasthenie – Dyskalkulie!?. EÖDL-Verlag.

Die Fallbeispiele stammen aus: Österreichisches Rechenschwäche Magazin 2000/1/(1,2)