Teamteaching

Teamteaching – so klappt es besser

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Artikel aktualisiert am 20.07.2023

Zusammen mit einer oder anderen Lehrpersonen zu unterrichten wird sehr häufig praktiziert.

Hat ein Teamteaching grundsätzlich Vorteile?

  • Zu den wichtigsten Vorteilen zählen die bessere Unterstützung und intensivere Betreuung der Schüler:innen im Lernprozess.
  • Die Schüler:innen profitieren von der Methodenvielfalt und den vielfältigen Lösungsvorschlägen.
  • Ein Lehrer:innenwechsel, der in einem Schuljahr durchaus nicht selten vorkommt, kann weitgehend vermeiden werden.
  • Teamteaching verbessert die Möglichkeiten für Inklusion

Doch oftmals ergeben sich Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit.

Seien sie persönlicher oder fachlicher Art.

Vielleicht gehen dir nun folgende Fragen durch den Kopf:

  • Wie kann ich den Unterricht im Teamteaching optimieren?
  • Wie profitieren die Schüler:innen und ich selbst von der Zusammenarbeit?
  • Welche Möglichkeit gibt es, stressfrei im Team zu unterrichten?

In diesem Beitrag zeige ich dir eine Herangehensweise, die zielführend ist.

Checkliste Teamteaching
Nutzen von Gruppenbildung – Kollegialität – Respekt

Eine Zusammenarbeit mit anderen Lehrkräften innerhalb einer Unterrichtssession ist besonders zielführend, wenn der Fokus auf Gemeinsamkeit und Kollegialität gelegt wird.

Anstelle von:
Ich habe im Unterricht jetzt immer jemanden zur Unterstützung“.
Sagen wir:
Wir unterrichten gemeinsam in der Stunde“.

Diese Sichtweise hilft, Alleingänge oder ein hierarchisches Gefälle innerhalb der Konstellation zu vermeiden.

Unabdingbar ist dabei, dass sich alle beteiligten Lehrkräfte bereits im Vorfeld auf bestimmte Prämissen verständigen.

Kooperationsbereitschaft, Respekt, Wertschätzung, hohe Dialogbereitschaft

Essenziell für ein funktionierendes erfolgreiches Teamteaching ist die kollegiale Kooperationsbereitschaft aller Beteiligten. Diese beinhaltet eine offene, partnerschaftliche Kommunikationsform der Lehrpersonen untereinander, gepaart mit gegenseitigem Respekt und gegenseitiger Wertschätzung. Die Kolleg:innen zeigen eine hohe Dialogbereitschaft und teilen gerne ihr Wissen und ihre Erfahrungen miteinander. Sie achten darauf, die Erfahrungen und Kenntnisse der Teampartner zu respektieren und anzuerkennen. Einzelkämpfergebahren oder auch eine an den Tag gelegte überhebliche Haltung ist tabu. Sie sind offen für Vorschläge und Ideen, die sie ohne Ressentiments diskutieren.

Gleichrangigkeit

Im Rahmen des kollegialen Teamteaching ist unbedingt die Gleichrangigkeit der Lehrpersonen untereinander zu beachten. Dabei agieren die Teampartner ohne hierarchisches Gefälle. Jeder ist bemüht, keine Konkurrenzgefühle entstehen zu lassen. Es geht immer um ein Miteinander. Mögliche Anweisungen, aber auch Bitten, ersetzen die Lehrkräfte durch kollegiale Absprachen. Das klingt dann etwa folgendermaßen: „Die Klasse ist wieder sehr unruhig gewesen, wie gehen WIR am besten vor?“, oder: „Es gibt einige Schüler:innen, die den Stoff noch nicht vollkommen verstanden haben. Wie soll die Unterstützung aussehen?“, „Was meinst du?“, „Wie wollen WIR sie unterstützen?“

Verantwortung und Umsetzung

Alle Lehrkräfte sind gleichermaßen zuständig für die Realisierung der Lernziele und übernehmen somit gemeinschaftlich die Verantwortung für das Unterrichtsgeschehen. Dabei folgt die Aufgabenverteilung im Unterricht dem Prinzip der rotierenden Rollen. Nehmen wir zum Beispiel die Initiierung des Themas Erörterung im Deutschunterricht. Im Plenum erklärt zunächst Lehrkraft A den Aufbau einer Erörterung, die Lehrkraft B hört zu und beantwortet nachfolgend die Schülerfragen, ggf. verdeutlicht sie an der Tafel schließlich die angesprochenen Punkte in Form einer Liste. Erfolgt im weiteren Unterrichtsverlauf eine weitere Erklärungssequenz im Plenum, wechseln die Rollen der Lehrkräfte.

Absprachemöglichkeiten der Teampartner

Häufig stellt sich die Frage nach der Machbarkeit von Absprachen im Rahmen des Teamteaching. Fragen zu dem Zeit- und Arbeitsaufkommen werden laut. Sinnvoll ist es, zu Beginn einen komplexen Unterrichtsfahrplan zu erstellen, den alle Teampartner gemeinsam erarbeiten und anschließend schriftlich vorliegen haben. Diese erste Absprache ist zeit- und arbeitsintensiv, allerdings überaus zielführend, da nachfolgend kurze Absprachen vor der jeweiligen Unterrichtstunde ausreichen. Im Unterrichtsverlauf sind Absprachen in Form kurzer Dialoge erwünscht, denn auch hier soll eine Kommunikation aller beteiligten Lehrkräfte stattfinden. Das Credo sollte immer sein: Locker bleiben!

Kritische Reflexion nach Unterrichtsende

Gemeinsam führen die Kolleg:innen regelmäßig eine Unterrichtsnachbereitung durch.

Sie haben zum Ziel, Defizite in der Methodik und Didaktik, aber auch im Lernverhalten der Schüler:innen aufzuspüren und diesen entgegenzuwirken.

Dabei ist die innere Bereitschaft eines jeden Teampartners notwendig, sein persönliches Engagement im Unterricht kritisch zu reflektieren und sich den Anregungen und Anmerkungen der beteiligten Lehrkräfte souverän zu stellen.

Wichtig ist zudem das Bemühen der Lehrkräfte um eine kritische Beleuchtung der Umsetzung der kollegialen Zusammenarbeit.

Unterrichtsmethode kollegiales Teamteaching

Besonders zielführend ist die Gruppenarbeit mit anschließender Vernetzung zur Automatisierung und Festigung der Lerninhalte.

Bewährt hat sich eine Gruppenanzahl, die der Anzahl der Lehrkräfte entspricht, sodass je eine Lehrkraft mit einer bestimmten Gruppe arbeitet, bzw. deren Ansprechperson ist.

Alternativ werden mehrere Sitzgruppen zusammengestellt. Die Lehrkräfte klären auch in dem Fall aktuell untereinander, wer die jeweilige Ansprechperson ist.

Zur Unterrichtsmethode vergleiche den Beitrag Lehrstrategien – eine Übersicht.

Gruppenbildung

Die Zusammensetzung der Gruppenmitglieder sollte sich von Stunde zu Stunde ändern.
Als Auswahlverfahren bieten sich verschiedene Spiele, ein Zufallsgenerator, Abzählmethoden und Lose an.
Bei Zufallsgeneratoren aus dem Internet sollte man Pseudonyme verwenden.

Alle Methoden machen den SuS klar, dass eine feste Gruppe für alle Stunden nicht existieren wird.

Gewinn

Gerade bei der Gruppenbildung zeigen sich nicht selten bereits verfestigte Verhaltensmuster.

So würden viele Schüler:innen die einmal gefundene Gruppenkonstellation am liebsten unverändert lassen.

Eine Veränderung der Gruppen hat mehrere positive Effekte:

  • Eine regelmäßige Neuzusammensetzung der Gruppen stärkt den Klassenzusammenhalt.
  • Die Lernenden bauen ihre Sozialkompetenzen weiter aus, da sie sich auf immer neue Gesprächspartner einstellen müssen.
  • Eventuellen Ausgrenzungen einzelner innerhalb der Klassengemeinschaft wird entgegengewirkt.
  • Dank der Methode der abschließenden Vernetzung wird der Lernstoff von den Schüler:innen gut reflektiert, automatisiert und internalisiert.

Kollegiales Teamteaching KONZEPT einer Unterrichtsstunde

Es sind exemplarisch 2 Lehrkräfte involviert.

Beide Lehrkräfte legen großen Wert auf eine gemeinsame Arbeitshaltung.

Sie treten unter Beachtung der Vorgaben für ein kollegiales Miteinander mit den Schüler:innen in einen Dialog,

Im Vorwege haben sie sich über die Unterrichtsmodalitäten abgesprochen und sind somit gut auf die Stunde vorbereitet.

Zunächst findet im Plenum eine Heranführung an den Lerninhalt statt.

Grundsätzlich läuft die Initiierung in Form eines entspannten Gesprächs zwischen den Schüler:innen und den beiden Lehrer:innen ab.

Eine Lehrkraft beginnt während die andere Lehrkraft erst einmal zuhört.

Nachfolgend beantwortet diese dann die Fragen der Lernenden und schreibt wichtige Stichpunkte an die Tafel.

Mindestens 2 Gruppen werden gebildet und bearbeiten nun das Thema.

Die Schüler:innen agieren selbstständig. Die Lehrkräfte hören zu und greifen nur bei Fragen und notwendigen Richtigstellungen ein.

Im Sprachunterricht hat es sich bewährt, dass die Gruppen zusammen mit je einer Lehrkraft die Inhalte einer Lektion erarbeiten. Dabei ist darauf zu achten, dass beide Gruppen den gleichen Stoff bearbeiten.

Natürlich ist es gut möglich, dass in einer Gruppe vertiefende Erläuterungen zu einem Thema notwendig sind.

Es ist nicht ungewöhnlich, wenn eine Gruppe schneller vorankommt als die andere.

Deshalb hat es sich bewährt, dass die Lehrkräfte immer wieder zwischendurch Kontakt zueinander aufnehmen und einen Zwischenstand ermitteln.

Gegebenenfalls arbeitet die schnellere Gruppe an einer vertiefenden Übung.

Nach einer festgesetzten Zeit folgt die Vernetzung. Die Gruppen treten in Kontakt miteinander und reflektieren die Lerninhalte.

Mögliche Fragestellungen sind: – „Wie weit seid Ihr gekommen?“, „Wo lagen die Probleme?“, „Bitte erklärt mal“ „Warum …..?

Hausaufgaben werden von den Lehrkräften nach Absprache verteilt, wobei hier eine Differenzierung je nach Gruppe stattfinden kann.

FAQ – häufig gestellte Fragen

Was ist Teamteaching mit Fokus auf Kollegialität?

Alle beteiligten Teampartner agieren gemeinsam unter der Vorgabe des gegenseitigen Respekts und Wertschätzung. Im Mittelpunkt steht die Bereitschaft zur Kooperation, zu Gesprächen, Reflexion, Übernahme von Verantwortung für den Unterricht und mit Verzicht auf hierarchisches Denken
Vorteile für die Schüler
Unterstützung des selbstständigen Lernens, gutes Lernklima, kooperative Gruppenarbeit, Förderung der Sozialkompetenz, Methodenvielfalt und unterschiedliche Lösungsansätze

Welche Unterrichtsmethode steht im Fokus?

Gruppenarbeit mit anschließender Vernetzung
Die Gruppenzusammensetzung soll mittels unterschiedlicher Auswahlverfahren von Stunde zu Stunde variieren.
Bei hoher Geräuschkulisse oder geringer Raumgröße sollte man auf andere Räume ausweichen.
Grundsätzlich zwingen die Gruppenarbeiten in einem Raum alle Beteiligten dazu, ruhig und unaufgeregt zu agieren.

Warum ist eine Vernetzung wichtig?

Da die Schüler die Fragen der Mitschüler:innen beantworten müssen, vertiefen sie das Erlernte nachhaltig. Fragestellungen werden miteinander aufgearbeitet. Dieser gemeinsame Austausch über das Erlernte fördert die selbstständige Wissensaneignung und führt zu mehr Selbstvertrauen.

Wann erfolgen Absprachen?

Nach der gemeinsamen Erstellung eines komplexen Unterrichtplans mit den Unterrichtsthemen, verwendeten Lehrbüchern und Terminen der Klassenarbeiten, der allen beteiligten Lehrkräften schriftlich vorliegt, sind kurze Absprachen vor, nach und in dem Unterricht ausreichend.

Du hast Fragen oder suchst weitere Anregungen?

Über mich – meine Erfahrungen

Mehrere Jahre unterrichtete ich nach dem Prinzip des kollegialen Teamteaching.

Der Erfolg war hervorragend.

Wir Lehrkräfte gingen sehr sorgsam miteinander um und beachteten die Prämissen der Kollegialität. Die Schüler:innen profitierten von unserem Engagement, von der entspannten Atmosphäre im Lernsetting und von unserer Expertise.

Kollegiales Teamteaching Vorteile für die Lernenden

  • Sie machten hervorragende Lernfortschritte
  • Im gemeinsamen Austausch reflektierten sie im Rahmen der Vernetzung die Lerninhalte
  • Schüler nahmen selbstbewusst zu Fragen Stellung
  • Eigenständig arbeiteten sie Unklarheiten miteinander auf
  • Ohne Erfolgsdruck oder Angst erarbeiteten sie sich das Thema

Wir erhielten viel positives Feedback.

Allein die variable Gruppenzusammensetzung fanden einige Lernende unschön. Doch gerade dieser Umstand motivierte uns umso mehr, daran festzuhalten. Denn Ziel ist es, den Schüler.innen zu vermitteln, flexibel und offen miteinander umzugehen.


Nicht nur im BLOG findest du Artikel von mir – Dr. Sabine Jokisch